Cyber-Security-Infrastruktur als Grundlage für neue digitale Servicelösungen
OPTIMA packaging group GmbH
Die Ausgangssituation
Die OPTIMA packaging group GmbH mit ihren Tochterunternehmen hat eine Maschinenbasis von mehreren Tausend Verpackungsmaschinen bei ihren Kunden. Die von Optima entwickelten und produzierten Maschinen sind häufig auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. Diese Flexibilität für individuelle Lösungen zeichnet Optima aus.
Mit der zunehmenden Vernetzung von Maschinen und der erhöhten Nutzung digitaler Dienste steigen die Anforderungen an Maschinenhersteller in den Bereichen Konnektivität und IT-Sicherheit. Netzwerke in und um Maschinen in der Produktion sind keine abgesicherten, isolierten Inseln mehr. Sie sind digital vernetzt ― und somit neuen Bedrohungen von innen und außen ausgesetzt. Unternehmen haben immer wieder mit Cyber-Angriffen zu tun, die sie nur mit einer soliden Cyber-Security-Infrastruktur abwenden können.
Diese Bedrohungslage war den Verantwortlichen von Optima im Zuge der Erstellung ergänzender digitaler Lösungen für das Service-Portfolio bewusst. Für alle Beteiligten war klar: Wir benötigen eine ausgeprägte und einheitliche Sicherheitsarchitektur. Eine wahre Herausforderung: Auf der einen Seite neue digitale Servicelösungen für die individuellen Verpackungsmaschinen der Kunden entwickeln. Auf der anderen Seite den Aufbau einer soliden Cyber-Sicherheitsarchitektur vorantreiben. Um diese entgegenlaufenden Anforderungen zusammenzubringen, bat uns Optima um Unterstützung.
Das Ziel bestand darin, allgemeine Regeln für den Aufbau der Maschinen und des Netzwerks zu definieren, die allen Sicherheitsstandards genügen. Im Fokus standen:
- Die Kommunikation zwischen den Maschinen
- Die Kommunikation innerhalb der Maschinen
- Die Kommunikation zwischen Operational und Information Technology
Das Vorgehen
Für das Vorgehen wählten wir einen mehrstufigen Ansatz. Innerhalb der einzelnen Phasen erfolgte die Entwicklung agil auf Basis gemeinsamer Kanban-Boards.
Phase 1: Risikoanalyse und Handlungsempfehlungen
Im ersten Schritt führten unsere Berater:innen eine Risikoanalyse basierend auf einem speziell dafür entwickelten Bedrohungsmodell (Threat Model) durch. Auf Basis der Risikoanalyse entwickelten wir zunächst allgemeine Empfehlungen für die Absicherung der Systeme. Diese umfassten unter anderem:
- eine Netzwerkarchitektur
- eine Vorgehensweise zur Absicherung des Netzwerks auf Basis der Cisco CPwE-Architektur (Converged Plantwide Ethernet Architecture)
- Empfehlungen für die Absicherung der Maschinen ― von der Firewall bis zu den Betriebssystemen der integrierten Rechner
Phase 2: Entwicklung konkreter Maßnahmen und Konzepte
Im nächsten Schritt ging es um die Umsetzung der zuvor festgelegten Empfehlungen in konkrete Maßnahmen und Konzepte ― für die gesamte Unternehmensgruppe. Eine Herkulesaufgabe, für die wir ein agiles Projektmanagement wählten. Wir mussten alles im Blick behalten: die Unternehmens- und Organisationsstruktur, Berichtswege, das Incident Management sowie den Entwicklungsprozess. Doch die Mühe lohnte sich. Am Ende dieser Phase hatten wir klare Unternehmensrichtlinien für einen modernisierten Entwicklungsprozess und dessen Abbildung auf Scrum entwickelt.
Besonders herausfordernd war dabei auch die Berücksichtigung der strengen pharma-spezifischen Anforderungen nach GMP (Good Manufacturing Practice). Kern aller entwickelten Maßnahmen ist das sogenannte „Defense in Depth“-Prinzip. Dieses sieht mehrere Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Integrität von Informationen vor. Dabei werden alle Aspekte der Unternehmenssicherheit abgedeckt ― bei Bedarf redundant. Wenn eine Abwehrlinie gefährdet ist, gibt es zusätzliche Abwehrschichten, die sicherstellen, dass Bedrohungen nicht doch durchdringen. „Defense in Depth“ behebt Schwachstellen, die unweigerlich in Technologie, bei Personal und im Betrieb auftreten.
Die Ergebnisse
Die erarbeiteten Konzepte bieten Optima eine solide Grundlage. Jetzt haben die Verantwortlichen eine einheitliche Vorgehensweise für sichere Maschinennetze für alle Geschäftsbereiche. Die verstärkte Cyber-Sicherheit bietet Optima neue Möglichkeiten im New Business Development und der Erweiterung ihres Service-Portfolios.
Als Nordstern für die erstellten Konzepte und Unternehmensrichtlinien dienten Standards, bzw. Normen, wie ISO 27001, IEC 62443 und BSI Grundschutz. Sie bilden die Grundlage für eine mögliche Zertifizierung nach ISO 27001 – für Optima und für deren Kunden.
Ausblick
Die Phase 3 steht noch aus. Hier geht es um die Erstellung von einheitlichen Prozess- und Verfahrensdokumenten. Damit können alle Unternehmen der Gruppe die neuen Unternehmensrichtlinien umsetzen und ― unter Einbindung des Qualitätsmanagements von Optima ― sicherstellen.
Agile Security
Security ist ein großes Themenfeld. In der Novatec beschäftigen wir uns im Bereich Agile Security mit der Sicherheit über den gesamten Entwicklungslebenszyklus hinweg. Dabei propagieren wir einen Shift-Left Security Ansatz: Sicherheit wird bereits von Anfang an in Anforderungen, Architektur und Design integriert, statt wie häufig nur am Ende Sicherheit durch einen externen Penetrationstester hineintesten zu lassen. Gegenstand unserer Expertise und unseres Angebots sind u.a. Threat Modeling, Anwendungssicherheit, industrielle Sicherheit, Security-Testing, Identity und Access Management, Security Audits und Compliance-Themen wie ISO 27001 oder IEC 62443. Und wer in einem Training als Hacker ganz legal die andere Seite der IT kennenlernen möchte, die Security in ihrer ganzen Bandbreite erforschen und dadurch unsere Welt sicherer machen möchte, ist bei uns herzlich willkommen.
Der Kunde – OPTIMA
Mit flexiblen und kundenspezifischen Abfüll- und Verpackungsmaschinen für die Marktsegmente Pharmazeutika, Konsumgüter, Papierhygiene und Medizinprodukte unterstützt Optima Unternehmen weltweit. Als Lösungs- und Systemanbieter begleitet
Optima diese von der Produktidee bis zur erfolgreichen Produktion und während des gesamten Maschinenlebenszyklus. Über 2.800 Experten rund um den Globus tragen zum Erfolg von Optima bei. 20 Standorte im In- und Ausland sichern die weltweite Verfügbarkeit von Serviceleistungen.
2022 feiert Optima das 100-jährige Bestehen des Unternehmens.